Die Sixtina des Nordens geht ans Netz
Einige Herausforderungen sollten bei diesem Projekt auf das Dresdner Team von Kellner Telecom warten. Die enviaTEL GmbH beauftragte Kellner Telecom mit der Realisierung einer rund zwölf Kilometer langen Glasfasertrasse von der 1.200 Jahre alten Festungsstadt Heldrungen bis ins nicht weniger historische Bad Frankenhausen am Fuße des Kyffhäusers.
Profitieren dürfen vor allem die an der Strecke gelegenen Gewerbegebiete mit rund 280 Unternehmen, denen nun High-Speed-Internet mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zehn Gigabit pro Sekunde zur Verfügung gestellt werden kann. Wichtigster Endkunde allerdings war das hoch über Bad Frankenhausen gelegene Panorama Museum, das das berühmte Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ beherbergt. Hier wartete man schon sehr lange sehnsüchtig auf eine Verbindung zur großen, weiten Welt.
„Als ein Museum der bildenden Künste mit wechselnden Ausstellungen auch internationaler Künstler publizieren wir regelmäßig Kunstkataloge, deren Layout vor Drucklegung mit riesigen Datenmengen verbunden ist. Deren schnelle Übermittlung zwischen Museums-Grafiker und Druckerei ist nur ein Beispiel für die Verbesserung der Arbeit. Perspektivisch eröffnet es uns aber auch die
Möglichkeit des offenen WLANs im Museum, um für unsere Besucher noch zielgruppengerechter Informationen und Materialien vor Ort anbieten zu können“, sagt Museumsdirektor Gerd Lindner.
Hamster und ein Denkmalschützer begleiteten das Vorhaben
Enge Ortschaften, einige Bahn- und Gewässerquerungen, felsiger Untergrund und nicht zuletzt der Naturschutz gehören oft zu den Herausforderungen unserer Teams. In diesem Fall war weiterhin noch jederzeit mit dem Auffinden von teilweise bronzezeitlichen Siedlungs- und Grabstätten zu rechnen. Ein extra für dieses Projekt bestellter Denkmalschützer behielt die Arbeiten stets im Blick und eine längere Unterbrechung für Ausgrabungsarbeiten war nicht auszuschließen.
Gemeinsam mit dem Kunden wurde die Durchführung der Schutzrohrverlegung zu großen Teilen in geschlossener Bauweise festgelegt und mit dem passenden Partner für gesteuerte Bohrungen wurde in Heldrungen mit der Verlegung eines Kabelschutzrohrs begonnen.
Trotz aller Schwierigkeiten an der Strecke kam das Team gut voran, bereits nach wenigen Wochen und neun Kilometer Wegstrecke erreichten wir das Ortseingangsschild von Bad Frankenhausen. Historische Stätten wurden nicht gefunden, lediglich der Winterschlaf des Feldhamsters hinterließ eine drei Kilometer lange Lücke in der Trasse.
In Bad Frankenhausen begann der anspruchsvollste Teil der Strecke, mitten durch die historische Altstadt. Immer unter wachsamem Auge des Bauamtes gelangen die Arbeiten aber ohne nennenswerte Probleme. Zwischenzeitlich war der Hamster wach und an die Oberfläche gewandert. Jetzt konnte der letzte Abschnitt hergestellt werden, ein Multifunktionsgehäuse gesetzt, rund 14 Kilometer Kabel eingeblasen sowie alle Muffen und Endstellen montiert werden. Pünktlich, nach circa acht Monaten Bauzeit, konnte die Glasfaserverbindung bis ins Panorama Museum fertiggestellt und gemessen werden. Die lang ersehnte Inbetriebnahme durch die enviaTEL erfolgte umgehend und alle Beteiligten konnten auf ein spannendes Projekt zurückschauen.
Panorama Museum und Monumentalbild
Das Panorama Museum präsentiert eines der größten und figurenreichsten Gemälde jüngerer Kunstgeschichte – Werner Tübkes Monumentalgemälde, das Opus magnum des Leipziger Malergenies. Auf einer Gesamtfläche von 14 Meter Höhe und 123 Meter Länge entfaltet sich in altmeisterlicher Formensprache ein Universum menschlicher Leidenschaften, das nicht nur den epochalen Umbruch vom Spätmittelalter zur Neuzeit bildhaft erlebbar macht. Tübke schuf ein universales zeitloses Gemälde, in dem Grundthemen der Menschheit wie Liebe und Hass, Tod und Geburt, Eintracht und Zwiespalt die unendliche Wiederkehr des Gleichen versinnbildlichen. Anfangs nicht unumstritten, hat dieser einzigartige Bilddom bereits jetzt einen festen Platz in der Kunstgeschichte, was nicht nur die Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels unterstreicht. Auch das ungebrochene Besucherinteresse mit über drei Millionen Gästen macht die Besonderheit des Museumserlebnisses deutlich.