RBB Fit For Future: Zukunftssichere Kommunikation für Restmüllheizkraftwerk

Der Zweckverband Restmüllheizkraftwerk Böblingen (kurz RBB) hat im Rahmen der „RBB fit for Future“ die Erarbeitung eines Konzepts zur Weiterentwicklung der Kommunikationsinfrastruktur auf Basis von LWL (Lichtwellenleiter) bei der Kellner Telecom und der repeter GmbH in Auftrag gegeben.

In Form eines Consulting-Projektes wurde die aktuelle Bestandskommunikationsinfrastruktur ganz genau unter die Lupe genommen. Aktuelle und zukünftige Bedarfe wurden aufgenommen, bewertet und in neue zukunftsträchtige Technologien übersetzt und konzipiert. Das alles zugeschnitten auf Energieversorger und deren Anforderungen, wie unter anderem der Kritis. Das Ergebnis umfasst mehrere Maßnahmen im Bereich Kabelinfrastruktur und aktive Komponenten, deren Umsetzung teilweise bereits in der Durchführung ist.

In einem Interview geben uns Herr Vivenzio, verantwortliche Elektrofachkraft und zuständig für die Arbeitsvorbereitung beim Zweckverband Restmüllheizkraftwerk Böblingen, sowie Herr Heinz, Geschäftsführer der repeter GmbH, Einblicke in den Ablauf und die Ergebnisse des Projekts.

Herr Vivenzio, Sie sind eng in die strategische Planung des Standorts eingebunden. Welche Rolle spielt die digitale Transformation in Ihrer Kommunikationsstrategie für die nächsten Jahre?

Bruno Vivenzio: Als Zweckverband Restmüllheizkraftwerk mit der öffentlichen Aufgabe der thermischen Abfallverwertung verfolgen wir eine klare Strategie der Standortsicherung durch Investitionen in innovative Technologien zur Energieumwandlung. In den kommenden Jahren werden hochmoderne Anlagen realisiert.

Um diese Entwicklungen technologisch zu unterstützen, ist eine zukunftsweisende Vernetzung der verschiedenen Infrastrukturen essenziell. Hier haben wir uns bewusst für eine Glasfaserinfrastruktur entschieden, da sie die erforderliche Leistungsfähigkeit und Stabilität bietet, um die anfallenden Datenströme effizient, sicher und nachhaltig zu verwalten. Die Kellner Telecom GmbH und deren Partner Peter Heinz von der repeter GmbH haben dabei die zentrale Rolle bei der Beratung zur Umsetzung dieser Glasfaserinfrastruktur übernommen.

Welche Stakeholder waren ins Projekt eingebunden?

Bruno Vivenzio: Die Zusammenarbeit mit Kellner Telecom und repeter gestaltete sich von Beginn an offen und transparent. Alle relevanten Stakeholder wurden  in enger Abstimmung mit dem internen Projektteam frühzeitig in den Prozess eingebunden. Dies umfasste Vertreter der Geschäftsführung, die Betriebsleitung, die Verwaltung, das Instandhaltungsmanagement, den Energiemanager und insbesondere die IT-Abteilung als zentrale Abnehmer der Infrastruktur. Durch gezielte Interviews und Workshops wurde sichergestellt, dass die Bedürfnisse und Anforderungen aller Beteiligten berücksichtigt und in die Projektplanung integriert  wurden. Diese enge Einbindung führte zu einer hohen Akzeptanz des Projekts innerhalb der Organisation und schuf die notwendige Transparenz, um den Erfolg des „RBB fit for Future“-Projekts zu sichern.

Herr Heinz, als externer Berater waren Sie maßgeblich an der strategischen Planung beteiligt. Wie sind Sie an das Projekt herangegangen und wie stellen Sie sicher, dass die geplante Kommunikationsstrategie flexibel genug ist, um auf zukünftige Veränderungen und unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren?

Peter Heinz: Die Planung der Kommunikationsstrategie umfasste alle vier Ebenen eines Telekommunikationsnetzes:

  1. Passive Infrastruktur
  2. Aktive Infrastruktur
  3. Dienste
  4. Nutzer des Netzes

Die umfassende Bedarfsanalyse durch die Nutzerbefragung stellt sicher, dass alle bekannten Bedarfe entsprechend erfasst, dokumentiert und in die Planungen  eingeflossen sind.

Die passive und die aktive Infrastruktur wurden campusweit und skalierend mit entsprechenden Reserven ausgeplant. Wegeredundanz auf der passiven Ebene und Technikredundanz auf der aktiven Ebene gewährleisten Hochverfügbarkeit. Zukünftige Dienste können problemlos durch einfache Erweiterungen auf dem Telekommunikationsnetz transportiert und realisiert werden.

Herr Vivenzio, gab es bestimmte Best Practices oder innovative Ansätze, die in diesem Projekt zum Einsatz kamen und die Sie hervorheben möchten?

Bruno Vivenzio: Im Rahmen des Projekts wurde die Möglichkeit geprüft, eine MPLS-Technologie zu implementieren, die jedoch nicht zum Einsatz kam. Die  Beratung im Bereich von möglichen Telekommunikationstechnologien auf dem Campus wie beispielsweise 5-G-Campus-Netz und LoRa-WAN wurden vorab durch  Experten erörtert und bei der Gesamtbetrachtung immer wieder auf die mögliche Nutzung hin bewertet.

Welche kurzfristigen und langfristigen Ergebnisse erwarten Sie von der neuen Kommunikationsstrategie? Welcher Mehrwert ergibt sich durch das Projekt für Sie?

Bruno Vivenzio: Kurzfristig erwarten wir durch die baulichen und technischen Maßnahmen einen signifikanten Aufwand. Dieser wird jedoch durch die gezielte  Auswahl zukunftssicherer Komponenten, wie für die Bereiche Telefonie, Videoüberwachung, Gebäudeleittechnik (GLT) und technische Gebäudeausrüstung (TGA),  kompensiert.

Langfristig werden die Infrastrukturinvestitionen zu einer deutlichen Reduktion des Aufwandes bei Erweiterungen oder der Einführung neuer Technologien führen. Darüber hinaus erwarten wir eine gesteigerte Effizienz bei der Verwaltung und Wartung der implementierten Systeme. Die neue  Kommunikationsstrategie wird somit sowohl eine technologische als auch betriebliche Zukunftsfähigkeit sicherstellen.

Herr Heinz, welche Anforderungen waren bei der Planung relevant?

Peter Heinz: Das RMHKW ist unter der Kritisverordnung eingestuft. Daraus ergeben sich technologische und betriebliche Anforderungen, denen auch seitens der technischen Infrastruktur Rechnung getragen werden sollte. Resilienz und Redundanz sind die zugehörigen Schlagwörter.

Die allgegenwärtige Digitalisierung erhöht auch den „Telekommunikations-Druck“ bei den Betreibern solcher Anlagen. In die Jahre gekommene kupferbasierte Infrastrukturen, steigende Bandbreiten und Hochverfügbarkeitsansprüche erfordern Investitionen in leistungsstarke passive Glasfaserinfrastrukturen und zukunftssichere darauf aufsetzende paketbasierte Technologien.

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie bei der Kommunikation für Projekte im Bereich Energie und Abfallverwertung?

Peter Heinz: Die Betreiber von Anlagen im Bereich der Abfallverwertung und Energieerzeugung fallen unter die Kritisverordnung des Bundes. Die Versorgungs- und Entsorgungsaufgaben stehen im zentralen Mittelpunkt ihrer Aufgaben. Telekommunikationsnetze und deren Betrieb sind nicht das Kerngeschäft dieser  Unternehmen und laufen oft „unter dem Radar“ beiläufig mit. Es besteht kaum eine Lobby für diesen Bereich der technischen Anlagen innerhalb der Geschäftsleitung und zur Verfügung stehende Budgets sind entsprechend gering. Gut geschultes Personal im Bereich der Telekommunikation ist für diese  Unternehmen einerseits schwer zu akquirieren und andererseits dann auch nur während der Normalarbeitszeit vor Ort. Entsprechend sorgfältig und professionell
sollte die Planung dieser Infrastrukturen erfolgen, sodass einzelne Ausfälle durch Redundanzen aufgefangen werden können und die „digitale Basis“ der kritischen  Netzbetriebe entsprechend hochverfügbar ausgestaltet ist. Der Betrieb der Kommunikationsplattform muss an die zur Verfügung stehenden Ressourcen und den Know-how-Level angepasst werden. Dazu gehören einerseits die Auswahl einer entsprechenden Technologie mit einem hohen Produktlebenszyklus, aber insbesondere auch die Wahl von entsprechenden Lieferanten und Partnern, die im unerfreulichen Fall einer Störung schnell und effektiv mit Know-how und Material zur Seite stehen.

Welche langfristigen Vorteile erwarten Sie für das Restmüllheizkraftwerk und die Region Böblingen durch die neue Kommunikationsstrategie?

Peter Heinz: Die neue Kommunikationsstrategie wird die Grundlage für die fortschreitende Digitalisierung am Campus des Restmüllheizkraftwerks Böblingen sein und zahlreiche langfristige Vorteile bieten. Die Kunden werden von optimierten, automatisierten Logistikprozessen, wie etwa der Nummernschilderkennung (Number Plate Recognition), profitieren, ebenso wie von einem flächendeckenden Gäste-WLAN. Für die Mitarbeiter am Standort entstehen durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten ebenfalls Vorteile, da ein flächendeckendes WLAN für die Datenkommunikation sowie ein umfassendes DECT-System für die  sprachkommunikation zur Verfügung stehen werden. Darüber hinaus wird die Sicherheit am Standort durch die Einführung einer IPVideoüberwachung an kritischen Punkten deutlich erhöht.

Herr Vivenzio, wie wurde die Zusammenarbeit mit Kellner Telecom und repeter gestaltet und welche Expertise bringen die Unternehmen in dieses Projekt ein? Welche nächsten Schritte sind geplant?

Bruno Vivenzio: Die Zusammenarbeit mit der Kellner Telecom war von Anfang an durch Struktur, Klarheit und Professionalität geprägt. Bereits zu Beginn des Projekts wurden alle relevanten Meilensteine und Gesprächstermine klar definiert und deren Umsetzung durch eine stringente Kommunikation gesichert. Zu jedem Meeting wurden detaillierte Protokolle erstellt, die den Status offener und abgeschlossener Aufgaben dokumentierten und die Zuständigkeiten festhielten. Dies  gewährleistete Transparenz und Nachvollziehbarkeit während der gesamten Projektlaufzeit. Kellner Telecom und repeter brachten zudem tiefgehende Expertise in den Bereichen Glasfaserinfrastruktur, Netzwerksicherheit und Telekommunikationstechnologien ein, was maßgeblich zum Erfolg des Projekts beitrug.

Wir planen, die Zusammenarbeit mit der Kellner Telecom auf den Bereich der IP-basierten Videoüberwachung auszuweiten. Ein Ansprechpartner wurde bereits benannt und die ersten Gespräche zur Umsetzung sind initiiert.

Titelbild/Quelle: Restmüllheizkraftwerk Böblingen.